Sommer 2008. Frisch gekocht ist halb gewonnen ist schon wieder länger her. Ich habe inzwischen viel dazugelernt. Eigentlich könnte ich doch bei diesem neuen Format auf VOX mitmachen, nachdem ich mangels Wohnung in Deutschland nicht beim “Perfekten Dinner” teilnehmen kann. Ja und mangels Eignung zum zumindest D-Promi auch nicht beim Perfekten Promi Dinner genommen werde. Somit bewerbe ich mich. Wenige Tage später der Anruf. “Können Sie am Montag zum Casting nach München kommen?” Puh das wird schwer. Aber nachdem ich bereits bei Frisch gekocht ins Finale gekommen bin erübrigt sich ein Casting. Und schon bin ich fix dabei.
Ja und das ist das Konzept der Show:
Am Ende der Show kann nur einer “Kochchampion” werden – wer, entscheidet die Jury, bestehend aus Master-Sommelier und Koch Hendrik Thoma – schon beim VOX-Kochduell vor der Kamera (und mittlerweile bei der VOX-Kocharena) – und Sternekoch Gerd Eis.
Von Montag bis Donnerstag treten in den Vorrunden jeweils fünf Kandidaten gegeneinander an. Unsere Aufgabe: innerhalb von 40 Minuten ein Gericht aus Zutaten kochen, die uns erst vor Ort im Studio präsentiert werden. Hier müssen wir Hobbyköche also bereits all unser Können unter Beweis stellen, denn nur die drei Besten dürfen anschließend in einem Restaurant unter realen Bedingungen ein Gericht “à la carte” und danach im Studio ein Zwei-Gänge-Menü nach unserem eigenem Rezept zubereiten. Welcher Hobbykoch Tagessieger wird und ins Viertelfinale einzieht, liegt dann in den Händen der Jury. Sie kostet alle Teller und muss dann jeden Tag eine harte Entscheidung treffen – nur ein Kandidat wird Tagessieger.
Ja und da flieg ich hin! Abgeholt von der Luxuslimousine. Auf ins Luxushotel. Wir werden behandelt wie die Schneekönige. Zuerst. Dann kommt der Tag des Kochens. Zunächst müssen wir noch die Gesundheitsschulung machen. Damit wir auch keinen Unsinn mit den Lebensmitteln machen. Und wir mit Darmgrippe nicht in den Kochtöpfen rühren. Aber dann…
Das Studio ist riesig. In Hürth wird nämlich so einiges aufgezeichnet. Auch diese furchtbare Sendung BIG BROTHER. Und wir mitten drinnen. Die übrigen Kandidaten sind alle recht nett. Aber sie sind meine Konkurrenten. Und zwei müssen heute die Schürze gleich wieder abgeben. Wie immer denke ich mir: Wenigstens eine Runde weiter kommen. Dann ist es nicht so peinlich. Es ist nämlich ein riesiger Unterschied zu Hause entspannt zu kochen, als unter Hitze-Licht und Turbo-Strahlern und unter Zeitdruck. Und daneben noch schauen nicht allzu viel Blödsinn zu reden. Was unter diesen, einem Verhör gleichenden Bedingungen leicht passieren kann. Und die Moderatoren sind auch nicht gerade nett zu uns. Was du willst kochen können?
Wir bekommen einen Warenkorb mit 10 Zutaten. Fisch, Püreekartoffel, rote Rüben, Biskotten, Mangold und ein paar andere unnötige Dinge. Grundzutaten wie Salz, Pfeffer, Zwiebel, Knoblauch, Obers, Milch, etc. sind vorhanden. 40 Minuten Zeit. Ich überlege kurz und entscheide mich für Fisch in Knoblauchöl mit Püree und Mangold. Dazu eine Sauce aus Weißwein, Zwiebel, roten Rüben und Obers. Es schaut gar nicht so schlecht aus. Ob das wohl schmeckt?
Die Jury kostet. Mein unmittelbarer Nachbar – ein flippiger Typ, der bereits in zahlreichen Talkshows zu Gast war hat den Vogel abgeschossen. Er serviert mit geriebenen Biskotten panierten Fisch. Auf Orangen-Joghurt-Dip. Ein Fisch als Dessert – die Jury ist hin und weg. Und kostet. Der Fisch ist gänzlich roh. Es schmeckt abscheulich. Uiii. Aber auch ich bleibe von Kritik nicht verschont. Die roten Rüben zu hart. Zu viel Knoblauchscheiben im Mangold, aber das Püree schmeckt. Bleibt nur zu hoffen, dass der Dessertfisch etwas schlechter war. Und noch ein weiters Gericht nicht so gemundet hat.
Wir stehen alle in einer Reihe. Die Jury schaut von Einem zum Anderen. Ich denke mir: Warum um Himmelswillen tu ich mir das an? Bei keiner Prüfung auf der Uni hatte ich je so ein Bauchkribbeln. Mir wird schlecht. 2 kommen gleich weiter und der Fisch ist aus dem Rennen. Nur noch ich und Helmut stehen noch da. Wen wollen wir morgen nochmal kochen sehen? Banges Schweigen. Mir wird noch schlechter. Die Jury blickt wieder von Einem zum Anderen. Dann auf den Boden. SABINE. Ich kann es kaum fassen. Und freu mich riesig!!!
Wir 3 sind weiter:
Ab ins Hotel. Kurz in die Hotelbar. Und dann versuchen zu schlafen. Der nächste Tag wird hart. Kochen in einer Großküche. Im berühmten Kölner Innlokal ” Haus Unkelbach”. Auch Stefan Raab ist mit seiner Crew öfters dort. Das Kölner Schweizerhaus – ein klassisches Brauhaus.
Wir frühstücken königlich und dann geht´s ab zu den Dreharbeiten.
Mit Schürze und Haarband bewaffnet auf in die Küche. Der erste Schock. Der Koch ist ein Feldwebel. Eine Stimme wie ein Ofenrohr. Ich schneid mich gleich in den Finger, wenn der mal losbrüllt. Und natürlich gefällt ihm meine Schnitttechnik so gar nicht. Aber sie ist langjährig erprobt. Jahrzehntelang! Meine Aufgabe für heute: Die „Haus Unkelbach-Pfanne“: kleines Rumpsteak, Schweinefiletmedaillon und Putenbrust, Nürnberger Würstchen, gebratene Speck-Grilltomate, grüne Bohnen, Kräuterbutter und eine Folienkartoffel mit Knoblauchcreme. Ganz schön viel vorzubereiten. Zack Zack.
Wir 3 schlagen uns wacker. Die Kamera nimmt alles auf. Bruzzel, bruzzel. Und ein Bon nach dem anderen. Die Jury sitzt im Gästeraum und beobachtet, bzw. kostet unsere Speisen. Und wir kochen. 12 Stunden lang. Kein Essen. Kaum eine Pause. Ein Interview nach dem anderen. Wir sind echt arm. Aber um 22.00 Uhr ist alles vorbei. Dann gönnen wir uns einen Spritzer. Und eine Portion Pommes. Müde falle ich ins Bett.
Hier noch ein Bild mit dem Küchenchef:
Aber ich darf vor der nächsten Aufgabe nach Hause fliegen! Für einen Tag.
Jetzt kommt allerdings die größte Aufgabe. Ein 2-Gänge-Menü. In einer Stunde. Ich habe noch kurz daheim geübt. Es gibt meine Cream-Cheese-Steak-Role und den mediterranen Spieß. Aber auch meine Konkurrenten haben tolle Rezepte. Ab zum Flughafen.
Im Studio treffe ich wieder meine 2 Konkurrenten. Wir verstehen uns echt gut. Warum können nicht alle 3 weiter? Hmm. Es geht wieder ins Kochstudio. 3,2,1 los! Panik! Es gibt keine Bambusmatte für meine Steak-Role. In Windeseile fährt ein Redaktionsassistent in den nächsten Sushiladen, um noch eine zu kaufen, damit ich meine Rolle formen kann. Weitere Zutaten fehlen. Aber was soll´s. Die Matte kommt. Ich rolle. Ich brate. Ich richte an. Alles auf dem Teller. Aber es könnte besser sein.
Wieder banges Warten beim Kosten. Und dann die Entscheidung. Mein Gericht hat mir am Besten gefallen. Und es war auch sehr ausgefallen. Ehrlich gesagt hab ich schon sehr gehofft, dass ich weiterkomme. ABER. Weiter ist CHRISTOPH.
Traurig fliege ich heim. Dabei hätte ich doch so ein schönes 3-Gänge-Menü für die dritte Runde gehabt.
Dann. 1 Woche später ein Anruf. Es war so schade, dass ich rausgeflogen bin. Sie würden mir gerne eine 2te Chance geben. Hmm. Will ich mir das wirklich nochmal antun?
Was solls! Ich probier´s. Diesmal haben wir eine spezielle Aufgabe. Ich bekomme: Thunfisch mit Mangold, mediterran zubereitet. Puh. Ich kenn Thunfisch nur asiatisch zubereitet. Aber ich hab da schon eine Idee. Thunfisch nur außen scharf anbraten, mit Sesam. Und dann eine feine Oliven-Weißweinzabaione. Ein Parmesankörbchen und darin den Mangold. Eventuell mit etwas Schafkäse. Gewagte Kombi, aber es schmeckt mir beim Vorkochen hervorragend.
Mit dem Rezept im Gepäck geht es wieder nach Köln. Langsam werde ich heimisch. Nur diesmal geht es in ein anderes Hotel. Es ist schon sehr spät. (22.30) Zur Entspannung will ich noch fernsehen. Jedoch: Die Batterien der Fernbedienung sind leer. Ich rufe die Rezeption an. Der nette Herr meint er bringt mir dann gleich welche. Ich warte. Warte. Und warte dann nicht mehr, sondern dusche um mich hinzulegen. Doch: Das Bett quietscht. Ich lege mich auf die andere Seite. Jetzt blendet mich Licht durch einen Spalt im Vorhang. Ich kniee mich auf das Bett und strecke mich nach dem Vorhang. Patsch. Aua. AUUUAAA! Ich greife nach meinem Kinn. Blut. Sehr viel Blut. Ok ich bin aus dem Bett gerutscht. Auf die Kante vom Glastisch und jetzt klafft eine Platzwunde am Kinn. Ich rufe den Portier. Er meint. Ich bringe Ihnen gleich die Batterien. Ich brauche keine Batterien mehr. Ich brauche einen Notarzt. Er glaubt mir nicht und kommt sich mal selbst überzeugen. Die Menge an Blut. Die Wunde. Überzeugung genug. Der Notarzt kommt. Bringt mich ins Spital. Wunde geklebt und nicht genäht, weil ein glatter Schnitt. Na fein. Da werde ich morgen fesch sein.
Ich hab so gut wie nichts geschlafen. Und soll heute kochen. Aber es klappt. Meine Konkurrenten sind auch gut. Obwohl Fisch mit Käse laut Juroren gar nicht geht bin ich weiter. Und soll mir für meinen nächsten Einsatz im Nobelrestaurant Le Poison etwas Abgewandeltes überlegen. Vielleicht kein Käse oder nur eine Käsesorte. Ich fliege heim und stöbere in meinen Büchern. Thunfisch und Parmesan – die Kombi gibt es sehr wohl. Dann lasse ich einfach den Schafkäse weg.
Bis dahin habe ich nicht gewusst wieviele Muskeln man beim Kauen beansprucht. Die Wunde am Kinn ist ein Handicap. Ich kann nur flüssige Dinge zu mir nehmen, weil alles andere höllisch weh tut und spannt. Aber auch das wird vorbeigehen.
Ich fliege wieder nach Köln. Auf ins “LE POISON”. Der Küchenchef bespricht mit uns die Zutaten. Er gibt mir statt Mangold Pakchoi. Und er meint ich könne ruhig die Parmesankörbchen machen. Auch meine beiden Mitstreiter sind fleissig am Vorbereiten. Dann kommt die Jury, um unser Gericht zunächst mal angerichtet zu sehen. Wir machen einen Probeteller. Meiner schaut wirklich schön aus. Doch dann der Eklat. Er kostet das Parmesankörbchen und meint: Wie kommt man nur auf so eine blöde Idee, Parmesan mit Fisch zu kombinieren. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich hab ihn doch extra gefragt, ob ich es tun soll. Und jetzt fällt er mir vor der Jury so in den Rücken. Pfff. Ich versuche ihm meine Motivation zu erklären.
Aber es gibt doch auch Thunfisch-Capaccio! Er: Wo? Ich: In Österreich. Er meint sowas wie, die Österreicher können ja nicht kochen. Woraufhin ich mich ereifere zu sagen, auch Sohyi Kim bietet das an. Ja da explodiert er dann und meint, wie ich nur auf die Idee komme, mich mit einer Sohyi Kim zu vergleichen. Ich will noch etwas drauflegen. Aber: Ich komme nicht mehr zu Wort. Er will nix mehr hören und geht dann einfach. Habe ich das wirklich notwendig gehabt? Am liebsten wäre ich gleich heimgeflogen. Aber ich mache weiter. Mein Gericht geht weg wie die warmen Semmeln und der Chefkoch lässt mich weiter und weiter kochen. Als dann die Jury kosten will ,habe ich fast nichts mehr von meinem “mise en place” übrig. Ich gebe mein Bestes aus dem Vorhandenen noch etwas zu zaubern. Zwecklos. Denn die Jury entscheidet zu guter Letzt für einen meiner Gegner. Warum und wieso habe ich nie erfahren, weil diese letzte Sendung aufgrund mangelnder Zuschauerquote nie ausgestrahlt wurde. Was mich ja auch nicht verwundert. Weil sowas wollte einfach niemand sehen. Aber im Nachhinein betrachtet war es ebenfalls eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ein WIDDER muss sich auch mal zurückhalten können. Und da ist es eben mit mir durchgegangen.
Hier noch ein Abschlussbild mit meinen beiden Konkurrenten:
Auf zu neuen Kochabenteuern!!