Dieses Wochenende hat mich Mr. Bee wieder einmal sehr überrascht. O-Ton: “Wollen wir ein Wochenende in Kärnten verbringen? Ich hab Freitag noch einen Geschäftstermin in Klagenfurt – da könntest Du doch ein wenig shoppen gehen und anschließend verbringen wir das Wochenende in Velden.” Das muss man mir nicht zweimal sagen. Ich war gleich Feuer und Flamme. Wenig später kam dann ein Mail mit diversen Restaurantvorschlägen und der Aufforderung mir doch für die drei zur Verfügung stehenden Abende, jeweils eins auszusuchen. Nachdem uns das Restaurant Saag von vielen Seiten schon als absoluter Gourmettipp ans Herz gelegt wurde, habe ich für Samstag einen Tisch bestellt. Nachdem das Wetter gestern lang nicht mehr so warm und sonnig war, wie am Tag davor, haben wir beschlossen in die Therme zu fahren. Bad Kleinkirchheim. Den ganzen Tag Sauna und schwimmen macht bekanntlich hungrig. So hat Mr. Bee am Abend schon fast bereut nicht im Beach Club des Saag reserviert zu haben, wo es Speisen für den hungrigen Bären gibt. Beef Tatar, Burger und Steaks. So haben wir uns mit knurrenden Mägen – in Erwartung von großen Tellern mit nix drauf – schick gekleidet auf den Weg gemacht. Im Restaurant wurde uns einer der schönsten Tische im Wintergarten zugewiesen. Mit direktem Blick über den wunderschönen Wörthersee. Ein Glas Prosecco – der Geschirrsammlerin sind natürlich gleich die tollen Döllerer Proseccogläser aufgefallen – stimmte uns auf einen außergewöhnlichen Abend ein. Den mit dem Prosecco servierten Gruß aus der Küche habe ich leider nicht fotografiert, weil wir zuerst den Kellner um Erlaubnis fragen wollten. Ist ja mancherorts gar nicht mehr gern gesehen, wenn man den Fotoapparat zückt und munter drauf los knipst. “Ja klar, darf fotografiert werden!” Und somit kann ich Euch den weiteren Verlauf des Abends in Bildern näher bringen. Auf der Karte finden sich 3 verschiedene Menüs (Fisch, Fleisch, Vegetarisch) mit jeweils 7 Gängen, die man allerdings nach Lust und Laune durcheinander mischen kann und zudem noch wählen kann, ob man 4,5,6 oder 7 der Gänge haben will. Wir haben uns trotz großem Hunger mal für 4 Gänge (pro Person € 62,–) entschieden. Und wie es bei uns meistens ist, haben wir auch aus all den Möglichkeiten, beide genau dasselbe ausgesucht. Wobei Mr. Bee im Nachhinein meinte, eigentlich hätte er auch einen Fischgang wählen sollen, um feststellen zu können, ob der Küchenchef auch den Geschmack meines Antifischtypen getroffen hätte. Während sich Mr. Bee noch ein kühles Blondes gönnte, wurden die “Kärntner Schmankarlan” serviert. Soweit wir uns noch erinnern können war das Folgendes: Ein Stanitzel mit Pilzcreme & Amaranth. Ein Reischips mit Wörherseer Reinanke und wunderbarer Kärnter Schinken (Bauchspeck und Kareespeck). Dazu gab es hausgemachtes Sauerteigbrot & Karamellbutter (zumindest hat es so geschmeckt).
Die Karamellbutter hat sogar Mr. Bee geschmeckt, der sich sonst nicht so um Butter reisst.
Danach durfte ich aus der Weinkarte wählen. Nachdem wir uns wie immer nicht auf eine gleiche Weinsorte einigen konnten, durfte Mr. Bee den vom Sommelier empfohlenen roten Cuveé probieren, während ich mich an einem Muskateller erfreute.
Weiter ging es dann auch schon mit der von uns beiden gewählten Vorspeise:
Bio Gänseleber
Wassermelone – Saturn Pfirsich – Kakao
Eine wunderbare Harmonie der Geschmäcker. Zimmerwarme Bio-Gänseleber (von der nicht gestopften Gans!), Pfirsich, eisgekühlte Melonenstücke, Kakao und geschabtes fruchtiges Eis. Für mich nicht identifizierbar was genau hier der Geschmacksgeber war. Der Sauerklee verleihte dem Gericht noch dazu eine wunderbare Geschmacksvariante. Dazu wurde selbst gemachtes, geröstetes Butterbrioche gereicht. Wunderbar dieses Mischung aus kalt, warm & knusprig.
Beim Zwischengang haben wir uns für die Mangalitza Schweinerei entschieden.
Bauch – Bachkresse Specksalat – Verhackert´s – gebackenes Erdäpfelpüree
Wir konnten uns darunter nicht wirklich viel vorstellen und wurden von der Optik überrascht. Im Gegensatz zu anderen Restaurants, wo meinst nur ein bis zwei Kellner für einen Tisch zuständig sind, wechseln sich hier die äußerst kompetenten, freundlichen und auch lustigen Kellner, sowohl bei den Getränken, als auch Speisen ab. Erklären mit einer Leichtigkeit, die eben servierten Köstlichkeiten. Manchmal vielleicht um einen Tick zu schnell, da man abgelenkt von der wunderschönen Optik, oft gar nicht so schnell folgen kann. Mr. Bee hatte ja angesichts des angekündigten Mangalitza Schweinebauchs schon seine Bedenken. Fett und er stehen ein wenig auf Kriegsfuß. Als hätte es der Kellner gewusst wurde Mr. Bee der Teller mit jenem Stück Schweinebauch serviert, wo das Fett nahezu komplett geschmolzen war. Ich – die ja Bauchfleisch in allen Zubereitungsvarianten von Speck bis Kümmelbraten und gegrillt essen kann, war begeistert von meinem, etwas fettdurchzogenen Stück. Das Highlight bei diesem Teller war für mich der Krautsalat. Geschmacklich Krautsalat mit knusprigen Mangalitzaspeckwürfelchen, in Wirklichkeit Bachkresse in einem Dressing von Krautsalat. Ein Geschmackserlebnis. Das gebackene Erdäpfelpüree dazu ein Gedicht. Ich kann mich nicht erinnern Mangalitzaschwein jemals so gut gegessen zu haben. Spätestens jetzt waren wir beide seelig und froh, dass es doch nicht Burger und Steak für den schnellen Hunger geworden ist.
Anschließend wurde die Hauptspeise serviert, die sich auf der Karte wie folgt liest:
Milchkalb von Hans Oschuschnig, aus Stall im Mölltal
Bries – Brokkoli – Knollen sellerie – Spinat
Ich konnte mir nach dem großartigen Zwischengang nicht vorstellen, dass man den noch toppen kann. Kann man. Das Kalbsfilet war butterzart. Die Selleriemousseline ein Gedicht. Die knackig, knusprig gebratenen Selleriespalten schmeckten oh Wunder auch Mr. Bee, der sonst ja nicht so der Selleriefan ist. Was man bei diesem Gericht wieder hervorragend bemerken konnte war das Zusammenspiel der verschiedenen Geschmacksnuancen. Für die Säure sorgte der knackige Brokkoli, der einerseits von den Stilen her blanchiert wurde, die Spitzen andererseits (Röschen) im rohen Zustand abgeschnitten und säuerlich mariniert wurden.
Kalbsbries hatte ich ja schon seit meiner Kindheit nicht mehr gegessen und die knusprige Zubereitung gab dem Gericht den nötigen Crunch. Die Süße kam von einem köstlichen Zwiebelrelish, das auf dem Fleisch drapiert wurde. Ein absolut gelungener Gang. Spätestens jetzt waren wir schon wirklich satt.
In freudiger Erwartung des Desserts bestellte ich mir noch ein Glas St. Laurent vom Weingut Juris (Burgenland). Da wurde plötzlich folgender Löffel eingedeckt:
Verschmilzt meinte der Kellner auf meine Rückfrage was denn jetzt komme: “Ein kleiner Gruß aus der Küche!” Wenig später wurde dieses köstliche Sorbetnockerl serviert. ACE-Sorbet auf selbst gemachtem Joghurt, verfeinert mit eingelegten Karotten und etwas das unangekündigt auf der Zunge brickelte. Ich denke es war Salzzitrone. Aber jedenfalls etwas sauer, salziges. Hervorragend!
Doch nun zu der von uns bestellten Nachspeise:
Schokolade – Mohn – Physalis – Cherry Cola
weiße Schokolade – Mohnkuchen – Tomberries
Absolut ausgefallene Kombination. Die Weiße Schokolade – Vanillesauce wurde erst bei Tisch vom Kellner über den Mohnkuchen gegossen. Absolut verwegen war das Cherry Colasorbet. Der Sauerklee gab auch beim Dessert den letzten Säurekick. Obwohl die einzelnen Komponenten für sich einen sehr guten Geschmack hatten war es aber gerade beim Dessert wichtig, einen Querschnitt aller Zutaten auf einem Löffel zu vereinen, um den perfekten Bissen zu haben. Denn erst so wurde auch hier wieder die Kunst von Hubert Wallner offenbart, der es versteht wunderbar harmonierende Kreationen an den Gast zu bringen.
Als wir uns schon am Ende unseres kulinarischen Abends wähnten, wurden wir erneut mit einer Überraschung des Hauses verzückt. Schokolade macht einfach jeden glücklich.
Es handelte sich um die “Hausgemachten Petit Fours”:
Neben den kandierten und in Kakao gewälzten Mandeln fand sich eine Puddingkreation, auf dem krachenden Kies könnte man knusprige Schokoladekugeln mit cremiger Mangofüllung, neben rote Beete Lollies finden, die allerdings nach ganz weichem Nougat schmeckten. Die Legosteine hatten den Geschmack von zur Vollendung gebrachter Milka Traube-Nuss. Ein perfekter Abschluss.
Hier das “Bine isst” Ranking:
Speisen und Getränke: 10 (von 10 Punkten)
Service: 10/10
Ambiente: 10/10
Auswahl an Speisen: 9/10
Wo ist das See Restaurant Saag zu finden? Wie reserviert man? Ein Blick in die Speisekarte?
Saag 11, 9212 Techelsberg
Tel: +43 (0) 4272/43501
office@saag-ja.at
Alles in allem war es einer der gelungensten Abende, den ich seit langem genossen habe. Kurz bevor wir gehen wollten, habe ich noch das Kochbuch von Hubert Wallner entdeckt: Die besten Rezepte vom Wörthersee. Welch Glück, dass der Küchenchef von seinem kurzen Bootsausflug mit Gästen genau in dem Moment zurückgekehrt ist, um meine Ausgabe persönlich zu signieren. Für Bine. Ich werde demnächst gleich etwas für Euch nachkochen.